Entwässerung

Eine gute und beständige Gleislage setzt einen stabilen Unterbau voraus. Unter dem Einfluss von eindringendem Oberflächenwasser können Böden aufweichen und so ihre Tragfähigkeit verlieren. Um schädliche Wasseranreicherungen bzw. -ansammlungen im Unterbau/Untergrund zu verhindern, sind Entwässerungsanlagen erforderlich.

Deren Aufgabe ist es, das Wasser, das dem Bahnkörper zufließt, aufzunehmen bzw. ungebundenes Wasser aus dem anstehenden Boden zu entziehen und auf schnellstem Weg abzuführen. Das Wasser kann dabei als Oberflächen-, Stau-, Schicht-, Sicker-, Grund- oder Kapillarwasser auftreten.

Zur Gewährleistung einer guten Entwässerung des Bahnkörpers sollte die Streckenlängsneigung mindestens 1 ‰ und die Querneigung der Schutzschicht 5 ‰ betragen. Die Querneigung sorgt für ein schnelles Abfließen des Wassers zur Seite, damit das Niederschlagswasser bei Bahnkörpern mit Schotteroberbau vom Planum bzw. bei der Festen Fahrbahn vom Oberbau von Bahngräben gefasst, weitergeleitet und zur Vorflut abgeleitet werden kann.

Vorflut

Das gesammelte Wasser aus dem Bahnkörper ist über Vorflutanlagen dem Vorfluter zuzuleiten. Vorfluter können als Kanalisation, Grundwasser oder offenes Gewässer auftreten. Vorflutanlagen können als Versickerungsanlagen, Vorflutgräben oder Vorflutleitungen ausgebildet werden. Dabei verlaufen Vorflutgräben immer parallel zu den Gleisanlagen.

Damit das Wasser dem Vorfluter zugeführt werden kann, ist ein wasserdurchlässiger und versickerungsfähiger Boden mit ausreichender Mächtigkeit und Tiefe notwendig.
Arten von Versickerungsanlagen:

  • Versickerungsgräben
  • Versickerungsbohrungen
  • Versickerungsbecken
  • Versickerungsschlitze

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Arten von Entwässerungsanlagen

Bahngräben und Entwässerungsgräben

Bahngräben sind offene Entwässerungsanlagen, welche das auftretende Wasser aufnehmen, weiterleiten und zum Vorfluter abführen sollen. Das abzuleitende Wasser kann als zufließendes Oberflächenwasser von der Böschung oder dem Planum, sowie als zusickerndes Wasser aus der Schutzschicht bzw. dem anstehenden Boden auftreten. 

Tiefenentwässerung

Tiefenentwässerungen treten als geschlossene unterirdische Entwässerungsanlagen auf und haben mehrere Aufgaben. Zum einen sollen sie den Wasserhorizont (Stau-, Grund-, Kapillarwasser) absenken, wenn dieser den Boden in der Mitte des Gleises dichter als 1,50 m unter Schienenoberkante intensiv befeuchtet, bzw. ungebundenes Wasser aufnehmen, zum anderen sollen sie auch Sicker- und Schichtwasser aufnehmen. Durch die Tiefenentwässerung soll das aufgenommene Wasser anschließend weitergeleitet und dem Vorfluter zugeführt werden.

Sickerleitungen

Sickerleitungen sind Teil der Tiefenentwässerung, die zuströmendes Wasser mithilfe einer perforierten Rohrwand über einen Drän (Entwässerungsgraben) bzw. Filter aufnehmen, weiterleiten und zur Sammelleitung bzw. zum Vorfluter abführen. Dafür können je nach Wassermenge und Wasser-Zuströmung unterschiedliche Rohrarten verwendet werden.

  • Vollsickerrohre werden verwendet, wenn der Grundwasserspiegel abgesenkt und/oder ungebundenes Bodenwasser aufgenommen und abgeleitet werden soll.
  • Teilsickerrohre werden verwendet, wenn primär das Oberflächenwasser, das dem Rohr als Sickerwasser zuströmt, sowie das Schichtwasser gefasst und abgeleitet werden sollen.

Bei der Abführung von großen Wassermengen oder wenn mehr Wasser vom Bahnkörper aufgenommen als abgeleitet wird und die Wasseraufnahme gegenüber der Wasserableitung nachrangig ist, ist die Verwendung von Mehrzweckrohren sinnvoll.

Filter und Dränagen

Filter haben die Aufgabe, schädliche Kornumlagerungen bei Wasser-Zuströmung zu verhindern sowie den anstehenden Boden zu entwässern. Sie bestehen aus einem unter Anwendung von Regelwerken abgestimmten bzw. aufgebauten Material und können in Form von Geokunststoffen, Rohrperforationen oder als nicht bindige Lockergesteine auftreten.

Ein Drän hat die Aufgabe, Wasser aufzunehmen und dieses schnell weiterzuleiten. Es besteht aus einem stark wasserdurchlässigen Material mit einem großen Porenvolumen und kann beispielsweise in Form von Geokunststoff, Dränbeton oder nicht bindigem Lockergestein auftreten.

Tiefenentwässerung
Tiefenentwässerung
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Wartung von Entwässerungsanlagen und Fehlerprävention

Neben den baulichen Entwässerungsanlagen existieren vorbeugende Maßnahmen zur Erhaltung eines trockenen Gleises und Planums. Dazu gehören insbesondere die Entkrautung bzw. Vegetationskontrolle der Strecke sowie die stetige Wartung der vorhandenen Entwässerungsanlagen.

Bei der Entkrautung wird der Pflanzenwuchs im Gleis verhindert, indem dieses regelmäßig mit Unkrautvernichtungsmitteln behandelt wird. Im Jahr 2019 wird weiterhin das Mittel Glyphosat verwendet, von dessen Nutzung sich die DB Netz AG allerdings zeitnah verabschieden will. Die ÖBB erforscht derzeit auch alternative Methoden zur Verhinderung von Pflanzenwuchs im Gleisköper.

Sowohl die Entkrautung als auch die stetige Wartung baulicher Entwässerungsanlagen ist zwingend notwendig, um deren Funktionen zu erhalten und zu gewährleisten. Ein zugewachsener Bahngraben oder eine durch Schlamm verstopfte Tiefenentwässerung führt zu Wasserstau und damit zu Wassereintrag in das Gleis, was zu einer Verschlechterung der Gleislage führen kann. Zu den notwendigen Wartungsarbeiten gehören Reinigungen, Wiederherstellungen der Abfließfähigkeiten sowie das Spülen vorhandener Rohre.

In freundlicher Zusammenarbeit mit IVE - TU Braunschweig


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