Weichenbau

Die neue Gleislage der Weichen wird in der Regel im Trassenplan in Höhe und Richtung eingerechnet. Die Absteckungen werden vom Vermessungsdienst vorgenommen.
Die Absteckungen (Sicherung der Solllage) durch Holzpfähle sind besonders wichtig. Dabei ist darauf zu achten, die Pfähle so weit abzusetzen, dass sie bei den Arbeiten nicht beschädigt oder verschüttet werden.

Eine sogenannte Weichenskizze ist die Grundlage für die Beschaffung, Herstellung und den Einbau der Weichen und Kreuzungen. Das Lieferwerk fertigt auf Basis der Weichenskizze für jede Weiche und Kreuzung einen Weichenverlegplan an. Auf dem Weichenverlegplan sind Tabellen der Schwellensummenmaße einer jeden Weiche oder Kreuzung angegeben. Um sicherzustellen, dass die Weichen, Kreuzungen und Gleisverbindungen an den Einbaustellen richtig zusammengebaut werden können, werden die einzelnen Teile einschließlich der Schwellenabstände im Weichenwerk jeweils außen an den Backenschienen besonders gekennzeichnet.  

von Thorsten Schaeffer

© Matthias Müller

Die Reihenfolge der Einzelteile beim Aufbau einer Einfachen Weiche im Rahmen der Bauablaufplanung wird im Hinblick auf das gewählte Weichenumbauverfahren (u. a. die Montage- und Demontageplätze) festgelegt. Geeignet als Montageplätze sind Stellen mit einer ebenen und festen Unterlage, z. B. ein Gleis, wo die Weichen oder Kreuzungen im Ganzen oder in Teilen (Zungenvorrichtung, Mittelteil und Herzstückteil einschließlich der Anschlusslängen) ausgelegt, montiert und ggf. verschweißt werden können. Die Montage auf der Baustelle im Loch (Baugrube) lässt sich aus Gründen der dabei notwendigen langen Speerzeiten und den damit verbundenen betrieblichen Behinderungen nur selten praktizieren. Für den seitlichen Einbau der vollständig verschweißten Weiche fehlen meist die örtlichen Voraussetzungen. Häufig sind die Oberleitungsmasten bei den elektrifizierten Strecken im Wege.

Die Weichenstoffe werden in unmittelbarer Nähe der Montageplätze mit geeigneten Lademitteln abgeladen. Sie sind sauber, übersichtlich und unfallfrei zu lagern. Dabei dürfen Arbeits- und Fahrwege zur Montage mit dem Schwenkkran oder Zweiwegebagger nicht verbaut werden. Die Weichenteile werden zuerst auf Vollständigkeit überprüft.
Bei einer Einfachen Weiche wird zunächst der gerade äußere Schienenstrang (je nach Länge der Schienen sind Traversen zu verwenden), bei Bogenweichen der Strang mit dem größten Radius auf Holzklötze oder hochkant gestellte Schwellen aufgesetzt, unter Berücksichtigung der Stoßlücken verlascht und grob ausgerichtet. Um das folgende Auslegen der Schwellen zu erleichtern, werden noch im Weichenwerk die Schwellenteilungsmarkierungen (nach den Angaben des Schwellensummenmaßes aus dem Weichenverlegeplan) mit Ölkreide auf den Schienenfuß übertragen. Wichtig dabei ist, dass die Schwellennummern auf der richtigen Seite liegen. Auf den ausgelegten Schwellen werden die Zwischenlagen (Zw) aufgelegt. Zwischenlagenfrei bleiben die Schwellen mit Gleitstuhlplatten (im Zungenbereich von Weichenanfang bis zum Zungenwurzelstoß). Die Schwellen werden angehoben und so – zunächst lose – mit der Schiene verschraubt, dass die theoretische Mitte der Holzschwelle mit dem Ölfarbstrich deckungsgleich ist. Die theoretische Mitte wird dabei von der linken Schwellenkante eingemessen. Die Backenschiene wird in die Gleitstühle eingeführt. Danach werden die Holzklötze ausgebaut bzw. die hochkant gestellten Schwellen gedreht und der Schienenstrang mit den verschraubten Schwellen abgesenkt. Anschließend wird der Schienenstrang nachgerichtet. Bei Bogenweichen wird nach dem im Verlegeplan angegebenen Koordinaten ausgerichtet.

Weichenmontage:

Der Zusammenbau wird fortgesetzt mit dem Aufsetzen der gebogenen Backenschiene, der Zwischenschienen und der Fahrschienen mit Radlenker. Mit einem doppelten Gleiswinkel wird die Backenschiene mittels den dort angebrachten Körnerschlägen über den Verschlussstücken eingewinkelt.  

von Thorsten Schaeffer

© Thorsten Schaeffer

Einwinkeln der Körnerschläge:

Backen-, Zwischen- und Fahrschiene werden unter Berücksichtigung der Stoßlücken verlascht. Die Schwellen werden so ausgerichtet, dass der Schienenfuß parallel in den Rippenplatten steht. Danach wird die Schiene mit der Schwelle leicht verschraubt.  

von Thorsten Schaeffer

© Thorsten Schaeffer

Einsetzen der Zungen:

Nunmehr werden die Zungen, die inneren Zwischenschienen und das Herzstück aufgesetzt. Bevor diese Teile verlascht und verschraubt werden, werden die Winkelschläge an den Zungenvorrichtungen und am Herzstück nach der technischen Anweisung eingestellt. Danach können die Zwischenschienen und das Herzstück unter Beachtung der Stoßlücken verlascht und die Schienen mit den Schwellen lose verspannt werden. Im Anschluss daran werden nach erneutem Richten der Weiche die Schienenbefestigungsmittel endgültig verspannt. Nach dem Zusammenbau ist noch zu prüfen, ob sich jede Zunge ohne erheblichen Kraftaufwand bewegen lässt. Dabei müssen die Zungen an den Stützknaggen bzw. Zungenstützen und an den Backenschienen voll anliegen und in abliegender Stellung bei vorgeschriebenem Zungenanschlag spannungsfrei sein.  


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Der Gleislage auf der Spur

Dieses Fachbuch gibt einen umfassenden, praxisnahen Überblick über alle Aspekte der Gleislagekorrektur unter Berücksichtigung der einschlägigen Regelwerke der DACH-Staaten (Deutschland, Österreich und Schweiz).

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The Basic Principles of Mechanised Track Maintenance

The Basic Principles of Mechanised Track Maintenance

This book is dedicated to the many people involved in the day to day planning and performance of track maintenance activities. Providing a practical approach to everyday challenges in mechanised track maintenance, it is not just intended as a theoretical approach to the track system. 
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